Wüsten sind in der Regel breitsäumige, ebene Landstriche, bei denen es infolge Wassermangels mit der Vegetation gesamtflächig hapert, außer an Stellen, wo unterirdische Quellen der Oasenentstehung Vorschub leisten.
Man unterscheidet je nach Bodenbeschaffenheit zwischen Fels-, Sand-, Salz- oder Zuckerwüsten. Die Süße Wüste ist eine Mischwüste letzterer Ordnung aus präkambrischem Muschelkalk, frühzamonischem Lavamehl und prähistorischem Zuckerstaub mit einem Brennwert von etwa 55 000 Kalorien pro Quadratmeter. Entstanden ist der Zuckerstaub aus einer wildgewachsenen Zuckerrohrsteppe, die durch die jahrtausendelange Sonnenbestrahlung zu reinem kristallinen Rohrzucker konzentriert wurde. Der Bodenzucker der Süßen Wüste ist ein süßlich schmeckender, in Wasser und Alkohol, aber nicht in Äther löslicher Kohlehydratkörper, der mit Phenylhidrazin Osazone bildet, und zwar, je nach der Anzahl der Kohlenstoffatome im Molekül, Triosen, Tetrosen, Pentosen, Hexosen, Heptosen, Oktosen und Nonosen. Sandskulpturen in der Süßen Wüste
Die Oberflächenformationen der Süßen Wüste sind aufgrund der Backigkeit ihrer Grundsubstanz wesentlich vielfältiger und bizarrer als bei anderen Wüsten. Eine große Rolle bei der skulpturellen Gestaltung der Süßen Wüste spielt der Wind, sowohl als transportierendes wie auch als denudierendes Agens. Er hebt hier den Zuckerstaub auf, trägt ihn viele Kilometer durch die Luft, um ihn dort einer schon bestehenden Zucker-Skulptur hinzuzufügen, vielleicht nur, um Stunden später Teile des Gebildes wieder abzuschleifen. So verändert sich die äußere Erscheinung der Süßen Wüste permanent und viel dramatischer als bei anderen Wüsten.Bei ausreichender Luftfeuchtigkeit entstehen bei gleichzeitiger aktiver Windtätigkeit aus Zuckerstaub und Wasser skulpturelle Kunstwerke, die jeden Steinmetz vor Neid erblassen lassen würden.
Die phantasievolle Gestaltung dieser Wüstenoberfläche war immer schon ein Magnet für Abenteurer, Hasardeure und andere haltlose Gesellen, die das Unreguläre dem Geordneten vorziehen. Viele sind in die Süße Wüste gezogen, um dort ihr Heil zu suchen, aber nur wenige davon sind auch zurückgekehrt, und wenn, dann nicht selten in geistiger Umnachtung [⇾ Gimpel, die].
Walter Moers, Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung, Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär